Sprachentwicklungsverzögerungen und -störungen

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Kind mit Sprachentwicklungsverzögerung spielt mit Logopädin
 

Zusammenfassung

Bei Kindern unter 3 Jahren spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung, wenn sie spät zu sprechen beginnen und einen eingeschränkten Wortschatz haben. Nur ein Drittel dieser Kinder können ihren Rückstand bis zum Alter von 3 Jahren ohne Therapie aufholen, ab dann wird von einer Sprachentwicklungsstörung gesprochen. Frühzeitige Logopädie ab dem Alter von 2 Jahren kann helfen, die Entwicklung zu fördern und spätere Schwierigkeiten zu vermeiden. Es ist wichtig, das Kind zu Hause durch gezielte Unterstützung, wie das Folgen seiner Interessen und das gemeinsame Bilderbuchangucken, zu fördern. Zusätzlich kann ein Elterntraining dabei helfen, das Kind noch besser in seiner Sprachentwicklung zu unterstützen. 


Was ist der Unterschied zwischen einer Sprachentwicklungsverzögerung und einer Sprachentwicklungsstörung?

Verzögerung: Bei Kindern unter 3 Jahren spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV). Diese Kinder haben ein erhöhtes Risiko, eine Sprachentwicklungsstörung (SES) zu entwickeln. Typische Symptome sind:

  • Verspäteter Sprechbeginn (zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat)

  • Deutlich geringerer Wortschatzumfang (weniger als 50 Wörter im Alter von 2 Jahren)

  • Langsames Wachstum des Wortschatzes, teilweise sogar Stagnation

  • Fehlende Zwei-Wort-Kombinationen

  • Alterstypisches Kommunikationsbedürfnis bleibt erhalten

Störung: Nur etwa ein Drittel der Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung kann den Rückstand bis zum 3. Lebensjahr ohne Therapie oder Intervention aufholen. Ab dem Alter von 3 Jahren werden anhaltende Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung als Sprachentwicklungsstörung bezeichnet. Dazu gehören auch Schwierigkeiten in der korrekten Verwendung von Grammatik und der Sprachproduktion.

Ab wann sollte Logopädie stattfinden und warum ist ein früher Therapiebeginn wichtig?

Eine frühzeitige logopädische Behandlung sollte ab einem Alter von 2 Jahren bei Kindern mit Sprachentwicklungsverzögerungen beginnen, um die Entwicklung einer Sprachentwicklungsstörung zu verhindern oder deren Schweregrad zu reduzieren. Frühzeitige Interventionen können zudem zukünftigen Problemen in der schulischen Laufbahn, wie Lese-Rechtschreibstörungen, vorbeugen.

Elterntrainings, wie das Heidelberger Elterntraining, sind ebenfalls empfehlenswert, da sie Eltern befähigen, die Sprachentwicklung ihres Kindes gezielt zu fördern und zu unterstützen.

Wie können Sie Ihr Kind unterstützen?

  • Dem Aufmerksamkeitsfokus des Kindes folgen

  • Interessen des Kindes aufgreifen und sprachlich begleiten (z.B. beim Spazierengehen oder gemeinsamen Buchanschauen)

  • Kein Druck ausüben, stattdessen Freude am Sprechen vermitteln

  • Dem Kind beim Sprechen geduldig die Führung überlassen

  • Abwarten und sowohl sprachliche als auch nicht-sprachliche Signale des Kindes beachten

  • Medienkonsum reduzieren, unter 3 Jahren keine Medienzeit

  • Immer Blickkontakt aufbauen und sich Zeit für die Interaktion nehmen

  • Lieder singen oder Sprechreime mit dem Kind spielerisch durchführen

Ein zertifiziertes Elterntraining kann Ihnen helfen, die Therapie zu unterstützen und die Kommunikationsentwicklung Ihres Kindes zu fördern.

Therapieinhalte Logopädie bei Sprachentwicklungsverzögerungen und -störungen

  • Mundmotorik: Gezielte Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Wahrnehmung von Lippen und Zunge, um die Artikulation zu erleichtern. 

  • Artikulation/Lautbildung: Training der korrekten Aussprache von Lauten, Silben, Wörtern und Sätzen.

  • Wortschatz: Erweiterung des aktiven und passiven Wortschatzes, sowohl durch den Einsatz von spielerischen Methoden als auch durch gezielte Wortschatzübungen. 

  • Grammatik und Satzbau: Übungen zur korrekten Anwendung von Satzstrukturen, Zeitformen, Fällen und Pluralformen. 

  • Sprachverständnis: Schulung des Hörverständnisses und der Fähigkeit, sprachliche Informationen zu verarbeiten. 

  • Hörwahrnehmung: Förderung der Fähigkeit, Laute korrekt zu hören und zu unterscheiden, was als Grundlage für die Sprachentwicklung dient. 

  • Kommunikationsfähigkeit: Stärkung der gesamten Kommunikationsfähigkeit durch Übungen in realen Situationen, um Freude am Sprechen zu fördern und Ängste abzubauen. 

  • Elternberatung und -einbeziehung: Eltern werden angeleitet, die Therapie im Alltag durch gezielte Aktivitäten wie Vorlesen oder Spiele zu unterstützen und die sprachliche Entwicklung des Kindes zu fördern. 

Prinzipien in der Therapie

  • Individuelle Anpassung: Die Therapie wird individuell auf den Entwicklungsstand und die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt. 

  • Spielerische Gestaltung: Das Vorgehen ist oft spielerisch, insbesondere bei jüngeren Kindern, um die Motivation und den Spaß am Lernen zu fördern. 

  • Ganzheitlicher Ansatz: Die Zusammenarbeit mit anderen Therapeuten (z.B. Ergotherapeuten) und Lehrern ist wichtig, wenn auch andere Entwicklungsbereiche wie Motorik oder Konzentration betroffen sind. 

Häufige Fragen (FAQs)

Was ist der Unterschied zwischen einer Sprachentwicklungsverzögerung und einer Sprachentwicklungsstörung?

Eine Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) betrifft Kinder im Kindesalter unter 3 Jahren, die im Vergleich zu Gleichaltrigen ein langsameres Tempo beim Spracherwerb zeigen. Dabei sind das Sprachverständnis und das Sprachvermögen noch nicht vollständig entwickelt. Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) liegt vor, wenn die Auffälligkeiten über das 3. Lebensjahr hinaus bestehen, eine deutliche Beeinträchtigung der Sprachfunktionen vorliegt und das Sprachvermögen dauerhaft eingeschränkt ist.

Ab wann sollte mein Kind logopädisch behandelt werden?

Eine frühzeitige Sprachtherapie sollte ab etwa 2 Jahren beginnen, wenn die Meilensteine der Sprachentwicklung nicht erreicht werden, beispielsweise wenn das Kind weniger als 50 Laute oder Wörter spricht oder keine Zwei-Wort-Kombinationen bildet. Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist wichtig, um die Entwicklung von Sprachstörungen zu verhindern und das Hörvermögen sowie die Sprachverarbeitung zu fördern.

Wie können Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes unterstützen?

Eltern können die Sprachentwicklung fördern, indem sie auf die Signale und das Interesse ihres Kindes eingehen, sprachliche Fertigkeiten begleiten und das Kind ermutigen, ohne Druck auszuüben. Ein gezieltes Elterntraining unterstützt die Nutzung sprachtherapeutischer Methoden und verbessert das Sprachverständnis sowie die Kommunikationsfähigkeiten.

Welche Folgen kann eine unbehandelte Sprachentwicklungsverzögerung haben?

Unbehandelte Sprachentwicklungsverzögerungen können sich zu einer Sprachstörung entwickeln und zu Defiziten im Sprachverständnis, in der Sprachproduktion und in der sozialen Kommunikation führen. Dies kann den Verlauf der kindlichen Entwicklung negativ beeinflussen, zu Lernschwächen und einer Beeinträchtigung der Kommunikationsfähigkeiten im späteren Kindesalter führen.

Wann sollte ich einen Arzt oder Logopäden aufsuchen?

Ein Arzt oder Logopäde sollte konsultiert werden, wenn das Kind im Alter von etwa 2 Jahren weniger als 50 Wörter spricht, keine Zwei-Wort-Sätze bildet oder Auffälligkeiten im Sprachvermögen, in der Interaktion mit dem Umfeld und der Sprachverarbeitung zeigt. Eine frühzeitige Diagnostik und Intervention sind entscheidend, um Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Disclaimer

Unsere Blogbeiträge dienen dazu, Wissen zu teilen und über verschiedene Störungsbilder und Therapiemöglichkeiten zu informieren. Die Inhalte wurden mit größter Sorgfalt und nach aktuellem Wissensstand erstellt – sie können und sollen jedoch keine persönliche medizinische oder therapeutische Beratung oder Behandlung ersetzen.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder Fragen zu Ihrer individuellen Situation haben, wenden Sie sich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine erfahrene Therapeutin bzw. einen erfahrenen Therapeuten. Nur im direkten persönlichen Kontakt kann eine passende Diagnose gestellt und eine geeignete Therapieempfehlung gegeben werden.

Wir übernehmen keine Haftung für eventuelle Folgen, die sich aus der eigenständigen Anwendung oder Interpretation der hier dargestellten Informationen ergeben.

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