Laryngektomie / Kehlkopfentfernung

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Zusammenfassung:

Unter einer Laryngektomie versteht man die operative Entfernung des Kehlkopfes, meist aufgrund von Kehlkopfkrebs. Nach der Operation ist die natürliche Stimmgebung nicht mehr möglich. Die logopädische Therapie begleitet Betroffene bei der Anpassung an die neue Atem- und Sprechsituation, dem Erlernen neuer Sprechmethoden und der Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit im Alltag.


Was ist eine Laryngektomie?

Bei einer Laryngektomie wird der Kehlkopf (Larynx) vollständig entfernt. Auch eine Teilresektion, wie die Hemilaryngektomie, ist möglich, bei der nur bestimmte angegriffene Teile des Kehlkopfes oder der umliegenden Strukturen entfernt werden. Liegen Halslymphknotenmetastasen vor, kann eine Neck Dissection notwendig werden, bei der zusätzlich Strukturen im Halsbereich entfernt werden. Die Laryngektomie ist eine wichtige Behandlungsmöglichkeit bei fortgeschrittenem Larynxkarzinom oder Hypopharynxkarzinom, wenn eine Strahlen- oder Chemotherapie nicht ausreicht.

Dieser Eingriff führt zu folgenden Folgen für die betroffenen Menschen:

  • Verlust der Stimme und der Stimmgebung durch Entfernung der Stimmlippen

  • Umstellung der Atmung, da die Verbindung zwischen Mund/Nase und Luftröhre getrennt wird und die Atemluft nun durch eine Öffnung am Hals (Tracheostoma) ein- und ausgeatmet wird

  • Einschränkungen bei Riechen und Schmecken aufgrund der veränderten Atemwege

  • Veränderungen der Schluckfunktion und mögliche Schluckbeschwerden

  • Psychosoziale Belastungen durch die veränderte Lebenssituation

Indikation und Diagnose

Die häufigste Indikation für eine Laryngektomie ist die Diagnose eines fortgeschrittenen Kehlkopfkrebses (Larynxkarzinom) oder eines Hypopharynxkarzinoms. In vielen Fällen ist der Tumor bereits so groß oder an Nachbarstrukturen gewachsen, dass eine Strahlen- oder Chemotherapie allein nicht ausreicht, um die Erkrankung zu kontrollieren. Die Entscheidung zur Operation erfolgt im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Fachärzten der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Onkologen und weiteren Spezialisten.

Wer betreut Betroffene nach einer Laryngektomie?

Die Betreuung der Patienten erfolgt interdisziplinär durch Fachärzte der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sowie Onkologen, Logopäden, Pflegefachkräfte und psychologische Begleitung. Selbsthilfegruppen unterstützen zusätzlich.

Optimalerweise sind Logopäden bereits beim ärztlichen Aufklärungsgespräch anwesend, um über die logopädische Nachsorge und mögliche Hilfsmittel zu informieren. Eine logopädische Vorstellung vor der Operation erleichtert die Vorbereitung auf das Leben nach der Laryngektomie.

Logopädische Therapie und Stimmrehabilitation

Die logopädische Therapie wird individuell und ganzheitlich auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt. Wichtige Inhalte der Therapie sind:

  • Gespräch über alternative Kommunikationsmethoden und -strategien

  • Förderung der Körperwahrnehmung, Haltung und Muskeltonus

  • Atemtechnik über das Tracheostoma und Umgang mit der Atemöffnung

  • Verbesserung der Artikulation zur Steigerung der Verständlichkeit und Anpassung der Sprechgeschwindigkeit

  • Einsatz von Mimik und Gestik zur Unterstützung der Kommunikation

  • Auditive Eigenwahrnehmung

  • Wiedererlernen der Stimme durch verschiedene Methoden:

    • Ösophagusstimme: Erzeugung von Sprachlauten durch Luft in der Speiseröhre

    • Stimmprothese (Shuntventil): Erleichtert die Stimmbildung durch eine Verbindung zwischen Luftröhre und Speiseröhre

    • Elektronische Sprechhilfe (Elektrolarynx): Gerät, das Vibrationen für die Sprachproduktion erzeugt

Diese umfassende Unterstützung hilft den Patienten, die Herausforderungen nach der Laryngektomie zu bewältigen und ihre Kommunikationsfähigkeit sowie Lebensqualität bestmöglich wiederherzustellen.

Folgen für Atmung, Schlucken und Sinneswahrnehmungen

Nach der Laryngektomie erfolgt die Atmung nicht mehr über Mund und Nase, sondern ausschließlich durch das Tracheostoma am Hals. Dadurch gehen wichtige Funktionen der Nase verloren, wie das Erwärmen, Befeuchten und Filtern der Atemluft. Dies kann zu Reizungen der Lunge und vermehrter Schleimproduktion führen, was sich in häufigem Husten und Atemnot äußern kann.

Auch das Schlucken kann durch die Operation beeinträchtigt sein, was zu Schluckbeschwerden führen kann. Zudem sind die Sinne Riechen und Schmecken oft eingeschränkt, da die Luft nicht mehr durch die Nase strömt.

Nachsorge und Entlassung aus der Klinik

Die Nachsorge nach einer Laryngektomie umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Klinik, um den Heilungsverlauf zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Die Patienten erhalten eine umfassende Anleitung zur Pflege des Tracheostomas und der Trachealkanüle, die für die Atmung notwendig ist.

Die Entlassung nach Hause erfolgt erst, wenn die Betroffenen sicher im Umgang mit der Atemöffnung sind und die logopädische Therapie begonnen hat. Auch Angehörige werden in die Pflege und Unterstützung eingebunden, um die Lebensqualität zu Hause zu sichern.

Häufige Fragen (FAQs)

Was ist der Hauptgrund für eine Laryngektomie?

Die Laryngektomie wird meist aufgrund einer Tumorerkrankung wie einem fortgeschrittenen Larynxkarzinom oder Hypopharynxkarzinom durchgeführt, wenn andere Behandlungsmethoden wie Strahlen- oder Chemotherapie nicht ausreichen.

Wie verändert sich die Atmung nach einer Laryngektomie?

Nach der Entfernung des Kehlkopfes wird die Atemluft nicht mehr über Mund und Nase aufgenommen, sondern durch eine Öffnung am Hals, das sogenannte Tracheostoma, ein- und ausgeatmet.

Welche Möglichkeiten gibt es, nach der Laryngektomie wieder sprechen zu lernen?

Es gibt verschiedene Methoden der Stimmrehabilitation, darunter die Ösophagusstimme, die Verwendung einer Stimmprothese (Shuntventil) und die elektronische Sprechhilfe (Elektrolarynx).

Wie wird die logopädische Therapie nach der Laryngektomie gestaltet?

Die Therapie ist individuell angepasst und umfasst Atemtechniken, Artikulationstraining, den Einsatz von Mimik und Gestik sowie das Training alternativer Kommunikationsmethoden.

Welche weiteren Einschränkungen können nach einer Laryngektomie auftreten?

Neben dem Stimmverlust können Riechen und Schmecken beeinträchtigt sein, Schluckbeschwerden auftreten und psychosoziale Belastungen durch die veränderte Lebenssituation entstehen.

Disclaimer

Unsere Blogbeiträge dienen dazu, Wissen zu teilen und über verschiedene Störungsbilder und Therapiemöglichkeiten zu informieren. Die Inhalte wurden mit größter Sorgfalt und nach aktuellem Wissensstand erstellt – sie können und sollen jedoch keine persönliche medizinische oder therapeutische Beratung oder Behandlung ersetzen.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder Fragen zu Ihrer individuellen Situation haben, wenden Sie sich bitte an eine Ärztin, einen Arzt oder eine erfahrene Therapeutin bzw. einen erfahrenen Therapeuten. Nur im direkten persönlichen Kontakt kann eine passende Diagnose gestellt und eine geeignete Therapieempfehlung gegeben werden.

Wir übernehmen keine Haftung für eventuelle Folgen, die sich aus der eigenständigen Anwendung oder Interpretation der hier dargestellten Informationen ergeben.

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